Der Wolf kommt in der nur 1 km entfernten „Oranienbaumer Heide“ vor, daher ist ein Überlaufen wahrscheinlich und er wurde auch von Jüdenberger Bürgern bereits gesichtet. Die Flächen der Jüdenberger Umgebung und der Kippe sind für den Wolf jagdlich interessant. Es ist nicht auszuschließen – eher wahrscheinlich – dass er sich auch hier ansiedelt.
Auch der Feldhase und das Wildkaninchen, beides auf der Roten Liste geführte gefährdete Arten, kommen neben Wildschwein, Reh und Damwild, welche jagdlich bedeutend sind, auf der Kippe vor.Die trockenwarmen Standorte der Wälder und Gebüsche sowie der Heide- und Silbergrasfluren des Offenlandes sind selten. Und so sind es auch die hier vorkommenden Arten: Charakterarten der rar gewordenen strukturreichen ehemaligen Tagebaustandorte. Einige dieser Arten stellen wir hier vor; sie alle sind gefährdet, streng oder besonders geschützt und stehen zum großen Teil auf der Roten Liste.
Ein Eldorado für Vogelkundler
Das Artenspektrum der Vögel zwischen Jüdenberg und Gremminer See ist beachtlich. An die 100 verschiedene Vogelarten wurden hier gesichtet.Charakterarten der Bergbaufolgelandschaft, der Sandheiden sowie Trocken- und Halbtrockenrasen:Zugvögel aus Afrika
Der Bienenfresser
Erst seit 1990 ist der Bienenfresser bei uns in Sachsen-Anhalt zu Gast. Dennoch konzentrieren sich hier 50% des bundesweiten Bestandes dieses Zugvogels.
Gemeinsam mit der Uferschwalbe nistet der Bienenfresser in Kolonien in Steilwänden aus Sanden.Eine solche Steilwand gab es bis vor kurzem auf der Fläche der geplanten Deponie…
Der Wiedehopf
Jahrzehntelang wurde er in der Region nicht gesehen, seit etwa 10 Jahren ist er wieder da!
Er kann seinen Kopf um mehr als 180 ° drehen! In ganz Mitteleuropa gibt es nur noch etwa 50.000 Brutpaare dieses Höhlenbrüters, der zu den Spechten gehört.
Andere Vögel, wie z.B. der Neuntöter, nutzen die aufkommende Robiniensukzession mit ihren teilweise beachtlichen Stacheln als Vorratskammer für ihre Beute.
Der Ziegenmelker
Auch Nachtschwalbe genannt, jagt der Ziegenmelker in der Dämmerung und nachts Fluginsekten. Tagsüber schwer zu finden, schlafen die Vögel in Längsrichtung auf den Ästen der Bäume.
So wie die flachen Ufer unverbauter Flüsse nicht mehr auffindbar sind, sucht sich der Flussregenpfeifer Ersatzbiotope: vegetationsfreie Kies- und Rohböden in Wassernähe. Willkommen zwischen Jüdenberg und Gremminer See!
Flussregenpfeifer
Foto: Gunther Zieger
Kleine Krokodile
Zauneidechse, Schlingnatter, Ringelnatter und Blindschleiche kommen im Gebiet vor.
Die Zauneidechse: das Reptil des Jahres 2020
Foto: Uwe Sturm
Schlingnatter, auch Glattnatter genannt
Foto: Marlis Zeuschner
Ringelnatter
Foto: Marlis Zeuschner
Vom Froschkönig... Amphibien
Auf den Flächen der Jüdenberger Kippe wurden Kreuzkröte, Wechselkröte und Knoblauchkröte gefunden. Alle drei Arten sind streng geschützt.
Wechselkröte
Knoblauchkröte
Foto: Thomas Hinsche
Insekten
Die Fläche der geplanten Deponie Jüdenberg und die umliegenden Standorte bieten zahlreichen Insekten trockenwarmer Offenlandschaften einen geeigneten Lebensraum. Über 100 Laufkäferarten kommen auf den trockenen Sandflächen der Jüdenberger Kippe vor. Besonders interessant, weil selten, kaum bekannt und gefährdet sind jedoch diese beiden Insektenarten:
Heute hier morgen dort: Der Nachtkerzenschwärmer
Vergesellschaftet mit dem Vorkommen von Nachtkerze und Weidenröschen, kommt der Nachtkerzenschwärmer in Mitteleuropa nur an klimatisch begünstigten Stellen vor, die gleichzeitig luftfeucht sind. Seine Larven fressen an Pflanzen des Zottigen oder des Kleinblütigen Weidenröschen. Fehlen diese Pflanzen, ist er wieder weg.Er ist einer von 16 Schmetterlingsarten, die einen EU-weiten Schutz genießen.
Nachtkerzenschwärmer
Foto: Günther Geilberger
Saltatoria: die Heuschrecken
Auf der trockenen Kippe kommen die Blauflügelige Sandschrecke und die Blauflügelige Ödlandschrecke. Beide sind einerseits sehr unscheinbar, breiten sie jedoch ihre Flügel aus… wird es spektakulär.
Blauflügelige Ödlandschrecke
Foto: Wolfgang Behrens
Und auch für die Vogelwelt sind sie eine willkommene Nahrungsgrundlage. Der Kreis schließt sich. Die seltenen und geschützten Vogelarten der halboffenen und trocken-warmen Tagebauflächen finden hier ein reichhaltiges Nahrungsangebot aus der Insektenwelt.